Montag, 14. September 2015

Die dunkle Seite von Galapagos


Weil es uns tatsächlich sehr am Herzen liegt, wollen wir noch einen letzten, abschließenden Blogartikel über Galapagos schreiben und über die Probleme berichten, die uns als Reisende so extrem aufgefallen sind. Sind die Inseln doch wunderbare Naturschönheiten, die geschützt und gepflegt werden müssen, führt wohl vor allem die stetig ansteigende Zahl von Touristen und alles was dazugehört dazu, dass in vielleicht nicht allzuferner Zukunft diese einzigartigen Lebensräume nach und nach zerstört werden. Wir hoffen hiermit vielleicht ein kleines bisschen mehr Bewusstsein zu erreichen.

Schon bei unserer ersten Fahrt mit dem Bus vom Flughafen auf Baltra nach Puerto Ayora, waren wir erschrocken über die Größe der Stadt und auch darüber, dass es auf der Insel - und wie wir später feststellten auch auf Isabela und San Cristobal - mehrere Orte gibt und auch dazwischen Häuser stehen. Vor allem der anhaltende Bauwahn ist enorm. Die Orte werden von Tag zu Tag größer. Überall werden neue Häuser gebaut, Straßen geteert und stehen halbfertige Bauten herum. Meist ist nur das Erdgeschoss fertig und bewohnt, die oberen Stockwerke sind im Rohbau bis wieder etwas Geld zur Verfügung steht.

Beim Bauen wird auch keinesfalls auf Nachhaltigkeit oder zumindest auf umweltfreundliche Bauweise geachtet. Zusätzlich werden in jedes Hostel-/Hotel-Zimmer eine Klimaanlage und ein TV eingebaut. Der angebliche Grund: Die Touristen wollen das. Wenn wir aber etwas mehr nachgehakt haben und tiefer ins Gespräch eingestiegen sind, wurde schnell klar, dass nicht nur die Touristen, sondern eben vor allem auch die Einheimischen diesen Luxus wollen. Touristen sind in der Regel nicht länger als 14 Tage auf den Inseln und können schon auch mal auf die ein oder andere Annehmlichkeit verzichten. Im Gegensatz zu den Einheimischen, die eben 365 Tage im Jahr dort wohnen und viele dies vom Festland gewohnt sind. Zusätzlich haben wir in allen unseren Unterkünften täglich eine frische Seife und ein neues Handtuch bekommen. Wieso hier nicht auch die Regel einführen, dass wenn das Handtuch auf dem Boden liegt, wird es gewechselt, ansonsten nicht?

Des Weiteren ist die Lichtverschmutzung in den Orten enorm. Überall leuchtet es grell. Und das die ganze Nacht hindurch. Könnte man nicht einfach ab 24 Uhr alle Außenbeleuchtung verbieten und die Straßenlaternen abschalten? Auch die Autos und Busse sind keineswegs umweltfreundlich. Diese knattern durch die Straßen und stoßen dabei jede Menge CO2 aus. Es wären nicht die ersten Inseln, die nur noch Elektroautos erlauben würden.

In Gesprächen mit Einheimischen wurde schnell klar, dass die Orte auf den Inseln viel zu schnell und auch teilweise unkontrolliert gewachsen sind. Viele Festlandbewohner sind nur mit dem Wunsch, schnell und einfach viel Geld zu verdienen, auf Galapagos gekommen. So wundert es uns nicht, dass jede Minileistung extra kostet, wie zum Beispiel die Hafentaxis, die die Reisenden zu den bereits völlig überteuerten Schnellbooten bringen, obwohl diese sehr wohl an den Stegen anlegen können. Oder auch, dass für 2 Tomaten eben mal 1,75 USD verlangt werden. Wir sind auch nicht weiter überrascht, dass Tourpreise in den letzten zwei Jahren eine 100-prozentige Preissteigerung erlebt haben, ohne dass uns jemand eine logische Begründung dafür liefern konnte.

Was uns aber tatsächlich wundert ist, dass ein Einzelner die feste Überzeugung hat, er alleine könnte sowieso nichts verändern. Wenn das bereits auf einer Insel mit 2.000 Einwohnern, wo jeder jeden kennt und die einzig und allein aufgrund ihrer Natur den Arbeitsplatz der Leute sichert, nicht möglich sein soll, wo auf der Welt denn dann?

Auch mussten wir während unserer Reise immer wieder beobachten, wie sich Touristen über klare Regeln hinwegsetzten. Tiere dürfen auf keinen Fall gefüttert werden? - Uns egal. Das sieht doch so nett aus, wenn sich die Darwinfinken um uns scharen. Stopschilder dürfen nicht überschritten werden? - Die übersehen wir einfach, denn wir wollen bis zu den Blaufußtölpeln ins Nest klettern, auch wenn diese dann fliehen müssen. Ist es nur ein Zufall oder hat es vielleicht was mit Bildung zu tun, dass es tatsächlich immer Ecuadorianer waren, die die Hinweise ignoriert haben? Könnte man mit viel Aufklärung in der Schule und auch in der Gesellschaft hier etwas erreichen? Wie sollen es die Kinder lernen, wenn die Eltern es bereits falsch vorleben?

Uns kamen viele Ideen während unseres Aufenthalts dort, die "von oben" diktiert werden könnten oder müssten, sodass der einzelnen Bürger vielleicht gar nicht selbst umdenken muss. Wie wäre es, dass es nur zu einer gewissen Zeit am Tag Strom gibt? Wie in einigen Dschungel-Unterkünften oder auf anderen Inseln. Oder man könnte auch nur Elektroautos zulassen. Auch das wäre keine neue Erfindung. Außerdem würde ein Plastiktütenverbot sehr dazu beitragen, den Müll zu reduzieren. Man könnte mehr auf erneuerbare Energien setzen. Mit Solarenergie oder Windkraft arbeiten. Oder die Besucherzahlen beschränken ebenso wie die Einwohneranzahl. Die Stadtgrenzen könnten hart festgelegt werden. Außerdem sollten deutlich mehr öffentliche Mülleimer (vielleicht auch an Stränden) aufgestellt werden und hohe Strafen auf das Wegwerfen von Müll verhängt werden.

So haben wir meist nur völlig entsetzt zusehen können, wie Seelöwen mit Mülltüten kuscheln oder Leguane auf Plastik schauen. Wir hoffen, dass am nationalen "Strandaufräumtag" nächsten Samstag hier in Ecuador, auch die Strände auf Galapagos geputzt werden und vielleicht doch nach und nach ein Umdenken in der Bevölkerung und bei den Touristen stattfindet und so das Naturwunder noch lange besteht.

Halbfertige Gebäude wohin man schaut 

Nur das Erdgeschoss ist meist bezogen

Touristen als Problem, wenn diese alle gleichzeitig auf einen Strand einfallen  

Auf fast jedem Privatgrundstück liegt Müll herum

Eine Plastikflasche mitten in der Natur

So schön es vielleicht aussieht, eingeritzte Rinde tut den Bäumen nicht gut 

Ob die beiden Leguane gerne neben dem Müll sitzen?

ohne Worte



1 Kommentar:

  1. Der Kommentar erinnert mich an die 60-er Jahre in Deutschland und an die späteren Jahre in den südlichen Ländern Europas. Das Umdenken hat erst in den 80-ern begonnen, als eine gewisse Wohlstandsgrenze erreicht war. Scheint irgendwie menschlich zu sein...??

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