Donnerstag, 5. November 2015

Süßes Sucre


Sucre, die Hauptstadt von Bolivien, ist auch die schönste Stadt des Landes. Wobei die Konkurrenz nicht sonderlich stark ist. Nicht nur der "zuckersüße" Name lässt schon einiges erahnen. Die weiße Stadt auf ca. 2.800 m hat einen sehr hübschen zentralen Platz, der endlich einmal einen anderen Namen als "Plaza de Armas" nämlich "Plaza 25 de Mayo" trägt. Wir haben das Glück über den Dia de todos los Santos (=Allerheiligen) da zu sein und hautnah mitzuerleben, wie Südamerika feiert.

Viel zu bieten hat Sucre aber nicht. Neben dem Hauptplatz noch einen relativ hübschen, natürlich weißen, Mirador. Sucre ist nämlich, wie bereits Rom, auf 7 Hügeln erbaut. Im 16. Jahrhundert, als Potosi einen starken Aufschwung aufgrund der Silberminen hatte, wurde es unter dem Namen "La Plata" (=Silber) von den Spaniern gegründet. 

Auch Halloween wird hier ziemlich ausufernd gefeiert. Während die ganze Stadt voller kleiner Hexen, Teufel, Spidermans und Vampiren ist, dringt aus den Diskotheken und Clubs "Ghost Busters". Wir halten uns zurück, da wir von den vergangenen Tagen noch etwas müde sind.

Am nächsten Tag findet man die gesamte Stadt auf dem Friedhof wieder. Allerheiligen ist hier ein sehr wichtiger Feiertag. Uns erinnert es ein bisschen an ein Volksfest. Rund um den Friedhof herum sind Stände aufgebaut, an denen es allerlei zu Essen und Trinken gibt, sowie Blumen, kleine Figuren für das Grab und Plastikgirlanden. Wir lassen uns von der Masse mit auf den Friedhof schieben und schauen uns interessiert um. 

Am Eingang werden Leitern verliehen, da die Gräber ja übereinander in Wänden eingelassen sind. Großfamilien mit vielen Kindern sammeln sich um das Grab und breiten eine große Decke aus. Dort wird dann das mitgebrachte Essen und Trinken aufgebaut. In der Regel ist selbstgebackenes Brot dabei, das den Toten symbolisiert. Schnaps und Bier darf natürlich auch nicht fehlen. Ein Gläschen wird dann in das Grab gestellt, die anderen Erwachsene trinken selbst fleißig. Der erste Schluck wird dabei stets auf den Boden geleert. Wir wollten uns schon aufregen, als uns wieder einfällt, dass dieser ja "Pachamama", der Mutter Erde, gewidmet wird, um sie milde zu stimmen oder zumindest betrunken zu machen ;) Dann wird gegessen, gemeinsam gelacht und dort der ganze Tag verbracht. Obwohl hauptsächlich schwarz getragen wird, ist auch das nicht ganz so wichtig. Gut für uns, da auch wir weiße Shirts an haben. Der Brauch wird nur die ersten drei Jahre nach dem Tod durchgeführt. Eigentlich schön, so den Toten noch einmal mit ins Leben mit einzubeziehen und mit ihm zu picknicken.  

Abends steigen wir dann in den Nachtbus, der uns sehr sehr lange 12h bis nach Samaipata fahren wird. Alle zwei Stunden wird angehalten und Leute steigen ein und aus. Wir frieren erbärmlich, da der Fahrer die gesamte Fahrt über das Fenster offen hat und auch nicht einsieht es zu schließen. Als wir am frühen Morgen endlich ankommen sind wir ganz schön fertig und haben so gut wie kein Auge zugetan. Was freuen wir uns auf die kurzen Distanzen in Europa.

Tolle Aussicht vom Mirador 




Ganz in Weiß... 


Auf dem Weg zum Friedhof 

Dort tummeln sich bereits Hunderte vor den Gräbern

Die Gräber werden aufwändig geschmückt und ein Picknick davor ausgebreitet 


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