Freitag, 30. Oktober 2015

Nuestra Señora de la Paz



Nuestra Senora de la Paz. So lautet der offizielle Name des höchstgelegenen Regierungssitzes. Hauptstadt ist La Paz allerdings nicht. Dieser Titel hat Sucre inne.   Unsere Frau des Friedens. Ein sehr schöner Name. Leider ist die Stadt nicht ganz so schön wie der Name, aber sie muss sich von uns eben auch an Cusco messen lassen, das wir erst vor ein paar Tagen verlassen haben. Dennoch verbringen wir 4 Tage hier, denn zu sehen gibt es doch einiges.

Auch wenn es in Reiseführern gerne anders dargestellt wird, La Paz ist dreckig und laut. Von einer Entschleunigung durch die hohe Anzahl der indigenen Bevölkerung können wir nichts erkennen. Zumal wir nicht das Gefühl haben, dass besonders viele indigene Menschen hier leben. Weder im Zentrum, noch oben in El Alto, früher ein Stadtteil von La Paz, mittlerweile eigenständig und mit mehr Einwohnern als die Stadt selbst.

La Paz liegt in einem Tal auf 3.400m Höhe. Das spüren wir, obwohl wir mittlerweile bereits länger uns auf solchen Höhen bewegen, immer noch bei jedem Schritt. Vom Talkessel bis in die Hochlagen beträgt der Höhenunterschied bis zu 1.000m. Ganz im Gegensatz zu Deutschland, wo die Halbhöhenlagen sehr beliebt sind, gilt in La Paz die Regel: Je weiter oben man wohnt, desto ärmer ist man. Alleine der Temperaturunterschied beträgt bis zu 6 Grad.


An unserem ersten vollen Tag unternehmen wir einen Ausflug ins nahgelegenen Mondtal (Valle de la Luna). Obwohl angeblich alle Verkehrsmittel streiken sollen, haben wir keinerlei Probleme ein Taxi zu finden, das uns für 35 Bolivanos (ca. 4,50 EUR) hinfährt. Danny aus Cannstatt ist auch mit von der Partie, da er am selben Tag wie wir angekommen ist. Das Mondtal ist eine Landschaft aus Felsen, Kratern und Spalten. Es hat sich über Jahrtausende durch Erosion gebildet. Hier unten ist es noch einmal ein paar Grad wärmer und ich kann sogar im Kleid ohne Strumpfhose herumstreunen. Die Felslandschaft ist wirklich beeindruckend, wobei sie uns ein bisschen an die Tatacoa-Wüste in Kolumbien erinnert, nur in Grau statt Rot. Vielleicht ein Nachteil am vielen Reisen, dass man ständig Orte miteinander vergleicht.

Nachmittags buchen wir unsere Tour für die Todesstraße am nächsten Tag, als wir im Büro von Luna Tours ein Plakat hängen sehen von "Cholitas Wrestling". Angeblich findet es jeden Donnerstag und Sonntag statt. Da wir Sonntagnacht bereits weiter nach Uyuni fahren, müssen wir also heute Abend hin. Bei Cholitas Wrestling wresteln Frauen in indigener Kleidung gegeneinander. Eigentlich nur ein Tourievent. Doch auch wir wollen es gesehen haben und fahren mit der roten Seilbahn nach oben.

In La Paz gibt es aktuell drei Seilbahnen (rot, gelb, grün), die die oberen Stadtteile mit der Innenstadt verbinden, um so die ärmeren Gegenden anzuschließen. Acht weitere Bahnen sind in Planung.

Oben angekommen stehen wir erst einmal auf angeblich einem der größten Märkte der Welt. Ob es tatsächlich so ist, ist für uns schwer einzuschätzen, da er zwar relativ schmal ist, sich aber extrem in die Länge zieht. Wir fragen umher, wo denn das Wrestling wäre und werden natürlich zunächst in die falsche Richtung geschickt. So irren wir gefühlt ewig umher, ohne so richtig weiterzukommen, bis uns ein Polizist in eine Halle weist. Dort ist es aber auch nicht, aber es gibt offenes Wlan. So finden wir heraus, dass wir noch 20 Minuten weiter laufen müssen ins Coliseum. Zum Glück sind wir früh dran und bekommen auch ohne Probleme noch Tickets. Anhand der aufgestellten Stühle um den Ring werden sowieso nicht viele Zuschauer erwartet. Und so ist es tatsächlich. Vielleich hundert Touristen sind bei der Show schließlich anwesend. Witzig ist nur, dass von allen Seiten sich die Leute wundern, warum denn alles so geschauspielert sei. Vielleicht hätten sie sich früher mit dem Thema Wrestling einmal auseinandersetzen sollen. Wir haben unseren Spaß, frieren aber auch entsetzlich und sind ganz froh, als es 1,5h später vorbei ist. Beim Herunterfahren haben wir einen wunderbaren Blick über das Lichtermeer der Stadt.

Ein weitere Highlight hat Nuestra Señora de La Paz noch zu bieten. Der Hexenmarkt. Leider werden wir etwas enttäuscht, da wir uns kleine dunkle Läden, mit Nebel am Boden und gebückte Frauen mit Stock und Warze vorgestellt haben. Vielleicht haben wir auch einfach zu viele Filme gesehen. Es sind ganz normale Läden auf der Straße, die von außen nicht wirklich speziell wirken. Erst bei näherer Betrachtung fallen einem die Lamaföti, Talismänner und Kräuter ins Auge. Ein Lamafötus muss beim Hausbau eingemauert werden, um den Bewohnern Glück zu bringen. Auch für alle anderen Gegebenheiten haben die "Hexen" ein passendes Mittel parat.

Die extremen Temperaturschwankungen in der hochgelegenen Stadt gehen bei mir leider nicht ganz spurlos vorbei. Sobald die Sonne raus kommt, wird es super heiß, im Schatten, bei Wind oder wenn die Sonne untergeht empfindlich kalt. So fange ich mir meine erste richtige Erkältung auf unserem Trip ein. Zum Glück legen wir noch einen Ruhetag ein und Thomas besorgt mir ein paar giftgrüne Wunderpillen aus der Apotheke, sodass ich relativ schnell wieder halbwegs hergestellt bin und wir weiter nach Uyuni fahren können.


Kunst am Eingang des Valle de la Luna

Wilde "Mond"-Landschaft


Hier unten ist die Temperatur deutlich wärmer als in der Stadt 


Mit der Seilbahn geht es nach oben 

Riesenfriedhof - so groß wie eine Wohnsiedlung 

Beeindruckender Blick bei Nacht in den Kessel

Cholitas Wrestling  

BUMM



Die Mädels in Action (bessere Qualität auf YouTube):




Calle Jaen, die schönste Straße der Stadt 

Tägliches Leben auf der Straße. Immer das Baby auf dem Rücken 


Hexenmarkt - Figuren und Amulette um die Geister gütig zu stimmen

Verschiedenste Kräuter 

Lama-Fötus muss in einen Neubau eingemauert werden, um den Bewohnern Glück zu bringen 


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