Mittwoch, 22. April 2015

"Utopia" in Semuc Champey


"Semuc Champey ist der schönste Ort in ganz Guatemala" lesen wir im Reiseführer und in verschiedenen Blogs und es liegt auf unserem Weg. "Wieso also nicht 2-3 Tage hier stoppen und uns selbst davon überzeugen?" fragen wir uns und buchen die 8-stündige Fahrt. Hätten wir vorab gewusst was auf uns zukommt, hätten wir uns das Ganze vielleicht noch einmal überlegt.
Um 8 Uhr hält ein Minivan vor unserem Hostel, um uns abzuholen. Nachdem unsere Rücksäcke auf dem Dach festgeschnallt sind, quetschen wir uns auf die viel zu schmalen, durchgesessenen Sitze. Da die Rückenlehnen nur bis zu den Schulterblättern gehen ist an Schlaf gar nicht zu denken. "Jetzt sind wir also das erste Mal übers Ohr gehauen worden", stellen wir ernüchtert fest. In der Travelagency wurde uns nämlich ein Kleinbus mit Nackenlehnen und Klimaanlage versprochen. Auf Nachfrage, um weitere Personen einzuladen halten wir zufälligerweise genau davor an, heißt es nur wir hätten eine Transportmöglichkeit von A nach B gebucht und diese ja wohl auch bekommen. Selbst schuld. Bevor wir dann eine halbe Stunde später endlich starten, erklärt unser Fahrer uns noch, die eigentliche Strecke sei aktuell aufgrund von Brückenarbeiten gesperrt. Das könne bis morgen früh dauern. Er kann aber für 15 QZ/Person mehr einen Umweg von 2 Stunden fahren, sodass wir sicher heute noch ankommen. Erst später stellen wir fest, das wir nun das zweite Mal reingelegt worden sind, denn ganz zufällig muss der Fahrer auf genau diesem Umweg zweimal ein Paket abgeben.

Die Landschaft in Guatemala ist zum Glück deutlich spannender als noch auf Yucatan. Nicht nur die Gegend ist vielfältiger mit Hügeln, verschiedenen Pflanzen und fast überall Bebauung, sehr spannend sind vor allem auch die Wege: Geteerte Straßen hören plötzlich auf und man holpert etliche Kilometer über Schotterpisten, Brücken über tosende Bäche haben als Belag nur provisorische Holzlatten, sodass man das Gefühl hat, diese müssten jeden Moment durchkrachen. Waghalsige Überholmanöver oder Felsbrocken die mitten auf der Straße liegen sorgen immer wieder für Aufmerksamkeit.

10 sehr lange Stunden später, kommen wir dann völlig durchgeschüttelt, verschwitzt und übermüdet in Lanquin an. Dort werden wir auf die Ladefläche eines Pick-Ups verfrachtet, der uns über steile Schotterstraßen, inzwischen in vollkommener Dunkelheit, ins 10 km entfernte Semuc Champey bringt. Wir wundern uns nicht, dass unsere Reservierung, natürlich auch über die Agency, nicht existiert. Zum Glück gibt es aber noch freie Hängematten.

Nach dem Erwachen am nächsten Morgen mit der Sonne, präsentiert sich der Dschungel von der riesigen Terasse unseres Hostels "Utopia" aus in seiner ganzen Pracht. Sollten wir hier wirklich in einer "besseren Welt" angekommen sein?

Zu Fuß machen wir uns auf den sehr anstrengenden Weg bei gefühlten 90% Luftfeuchtigkeit zu den Wasserterassen in Semuc Champey. Zunächst verschaffen wir uns von der Aussichtsplattform "El Mirador" einen tollen Überblick. Ich habe im meinem Leben bei einem Austieg noch nie so geschwitzt. Da kommen die angenehm kühlen, kristallklaren Wassenbecken gerade recht.

Besonders faszinierend an Semuc Champey ist, dass sich der Gebirgsfluss in zwei Teile teilt. Der eine, deutlich größere Teil fließt unterirdisch durch ein Höhlensystem, während das andere Wasser oberirdisch über kleine Wasserfälle und Zuflüsse durch die Becken geleitet wird. In den Becken tummeln sich allerlei kleine Fischchen, vor allem auch solche, die überschüssige Hauptschuppen von den Füßen knabbern. Eine Beautybehandlung umsonst sozusagen :) Besonders schön ist die vorletzte Terassenstufe, da hier nur noch wenige Leute baden, man sich von kleinen Wasserfällen den Rücken massieren lassen oder toll von verschiedenen Felsen ins blaue Nass spingen kann. 

Als krönenden Abschluss wollen wir auf dem Fluss zurück ins Hostel tuben (uns auf großen Wasserreifen treiben lassen). Allerdings hat dieser aufgrund der Trockenzeit aktuell recht wenig Wasser, sodass wir fast zwei Stunden für die 3 km brauchen. Zusätzlich müssen wir viel mit den Armen paddeln und treffen trotzdem erst kurz vor Dunkelheit in Utopia ein.

Da auf unserer Guatemala-Liste noch etliche Orte, Vulkane, Märkte etc. stehen, können wir nicht sagen, ob Semuc Champey der schönste Ort des Landes ist, aber er gehört sicherlich zu den Highlights und ein paar Tage in Utopia können niemals schaden. 

Alter amerikanischer Schulbus in Guatemala
Chickenbus - alte amerikanische Schulbusse dienen als öffentliche Verkehrsmittel 

Jeep als Transportmittel in Guatemala
Wie man so schlafen kann..bewundernswert 

Fußballplatz umgeben von grünen Bergen in Semuc Champey
Fußballplatz in Guatemala 

Jeep fährt über Holzbrücke in Guatemala
Eine der besorgniserregenden Brücken 

Aussicht in Utopia
Aussicht von Utopia

Aussicht auf die Becken mit türkisem Wasser vom El Mirador in Semuc Champey
Semuc Champey vom El Mirador 

Thomas springt in ein Becken in Semuc Champey
Sprung ins kühle Nass 

Thomas alleine beim Schwimmen in Semuc Champey
Herrliche Becken zum Schwimmen 

Lena kühlt sich ab bei den Kaskaden in Semuc Champey
Abkühlung willkommen 


1 Kommentar:

  1. Das alles hört sich wirklich sehr abenteuerlich an! 10 Stunden Fahrt....Aber die Seenlandschaft ist echt sehenswert...

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