"Wow", erschrocken ziehe ich mein Paddel zurück und blicke in die tiefgelben Augen eines Kaimanen nur wenige Zentimeter neben unserem kleinen Ruderboot. Er rührt sich allerdings keinen Millimeter, scheint nur mit einem leichten Überbiss vor sich hinzugrinsen und ist sich offenbar keinesfalls bewusst, dass er gerade nur um eine Haaresbreite keinen mit dem Paddel übergezogen bekommen hat.
Wir sind auf den Kanälen in Tortuguero unterwegs, einem kleinen Ort mitten im gleichnamigen Nationalpark Tortuguero, das nur mit einem Boot oder Flugzeug erreicht werden kann.
Eigentlich wollten wir bereits in aller Frühe um halb 6 zu unserem Ausflug in den Nationalpark aufbrechen, aber da hat es noch wie verrückt geregnet. Sowieso scheint es hier nur zu regnen. Das Fußballfeld direkt von unserer wirklich guten Unterkunft
Aracari Garden, mit Küche, sauberen Zimmern und heißen Duschen, steht bereits tief im Wasser. Was der Spielfreude der Einheimischen allerdings keinen Abbruch tut. Diese kicken munter weiter im Schlamm. Dabei stets das tosende Meer als traumhafte Kulisse im Hintergrund.
Um 8 Uhr hat der Regen nachgelassen und Alejandro, der Besitzer der Hostels und auch unser Guide, verspricht, dass wir auf jeden Fall auch bei diesem Wetter Tiere zu sehen bekommen. Eine Besserung des Wetters ist auch nicht in Sicht und so steigen wir zu fünft in das kleine Ruderboot, bewaffnet mit Paddel, unserer Kamera und einer Regenjacke.
Bereits am Tag zuvor, bei der Hinfahrt mit dem Wassertaxi, lag am Ufer des Flusses ein Krokodil auf einer Sandbank und hat sich von den lauten Motoren nicht stören lassen. (Die
perfekte Beschreibung der Hinfahrt nach Tortuguero mit öffentlichen Verkehrsmitteln ab San Jose). Da werden wir ja sicherlich einen Blick auf die Tierwelt erhaschen, wenn wir fast lautlos auf den Kanälen im Nationalpark vor uns hingleiten. Nicht umsonst trägt Costa Rica ja den Namen "Reiche Küste". In dem kleinen Land existiert eine bunte Vielfalt an Pflanzen und Tieren.
Tatsächlich bekommen wir in den nächsten 3 Stunden einige Tiere zu sehen: von Basilisken, über Affen, Vögel aller Art, Schildkröten, einem Faultier und einigen Kaimanen. Ohne die wachsamen Augen unseres Guides hätten wir aber sicherlich das ein oder andere nicht entdeckt. Das Ruderboot ist wirklich toll, denn so dürfen wir auch in kleine Seitenarme paddeln, die den Motorbooten verwehrt bleiben. Immer wieder fängt es an zu nieseln. Kurz bevor wir wieder das Dorf erreichen öffnen sich die Schleusen und es schüttet.
Nach einigen Stunden starken Regens klart es nachmittags doch noch einmal kurz auf, sodass wir einen Spaziergang am schwarzen vulkanischen Sandstrand unternehmen. Schwimmen ist hier wegen der Schildkröten und der starken Strömung nur bedingt erlaubt. Tortuguero ist nämlich vor allem bekannt für seine Schildkrötenstrände. Daher auch der Name. Dutzende Meeresschildkröten kommen jedes Jahr hierher um ihre Eier im Sand abzulegen. Schildkröten, kehren ja immer an den Strand zurück, an dem sie selbst geboren wurden. Aber wir sind noch ein paar Wochen vor der Saison und in den letzten Tagen wurde auch keine Schildkröte nachts gesehen.
Wir sind etwas enttäuscht vom durchgehend schlechten Wetter, zumal Tortuguero ein verschlafenes kleines Nest ist, das hauptsächlich vom Tourismus im Nationalpark lebt. Sonst gibt es hier nichts zu tun oder sehen. Was bei Sonnenschein auch sicherlich ausreicht. In unserem Hostel kann man zum Beispiel den Nachmittag gut in der Hängematte verbringen und dabei die Tukanen in den Bäumen beobachten. Jetzt sitzen wir im Aufenthaltsbereich und lauschen dem Regen.
So reisen wir am nächsten Tag in aller Frühe wieder ab, da wir weiter an der karibischen Küste entlang Richtung Süden, Richtung Panama, wollen. Das Reisen mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist in Costa Rica zwar relativ günstig, aber man muss viel Muße und auch etwas Zeit mitbringen, da 3-4mal Umsteigen keine Seltenheit ist. Bei der Fahrt mit dem Wassertaxi stellen wir fest, dass der Flusspegel in den vergangenen 1,5 Tagen um fast 2m angestiegen ist. Es herrscht Hochwasser. Ein solches Wetter ist also zum Glück hier nicht die Regel.
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Nach Tortuguero geht es nur mit dem Boot oder Flugzeug |
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Bei der Hinfahrt liegt ein Krokodil auf der Sandbank |
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Mit dem Boot geht es in den Nationalpark |
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Unser Guide Alejandro |
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Gut getarnt auf dem Ast ein Basilisk |
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Auf der Balz |
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Ein Faultier hängt hoch oben im Baum |
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Die Flussschildkröte entspannt auf einem Baumstumpf, der aus dem Wasser ragt |
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Unser Kaiman grinst mit leichtem Überbiss vor sich hin |
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Nur wenige Zentimeter von unserem Boot entfernt |
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Im Wasser macht das Fußballspielen richtig Spaß |
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Schwarzer Strand und rauhe Brandung |
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