Mittwoch, 28. Oktober 2015

El camino de la muerte - die gefährlichste Straße der Welt?!



El camino de la muerte, the death road oder zu deutsch die Todesstraße ist eine der gefährlichsten Straßen der Welt. In den 1930 Jahren von paraguayischen Kriegsgefangenen in den Fels gehauen, verbindet sie La Paz mit dem gut 50 km nordöstlich gelegenen Coroico im Amazonas-Regenwald. Die Schotterstraße ist meist einspurig, ohne Leitplanken und liegt an einem mehrere kilometersteilen Abhang. Dazu sorgen oft Regen und Nebel für einen rutschigen Untergrund und schlechte Sicht. Jährlich kamen hier bis zu 300 Menschen ums Leben, weshalb sie 1995 von der Interamerikanischen Entwicklungsbank zur "gefährlichsten Straße der Welt" ernannt wurde. Seit 2006 gibt es eine Umgehungsstraße, die weitaus sicherer ist. Dennoch nehmen einige Einheimische immer noch die Todesstraße, da der Weg kürzer und schneller ist. Heute stürzen sich tagtäglich dutzende mutige Mountainbiker diese Straße hinunter. Zahlreiche Kreuze entlang des Weges zeugen von der schlimmen Vergangenheit. Auch wir wollen uns die 65km lange Abfahrt durch unterschiedlichste Klimazonen nicht entgehen lassen und buchen eine Tour auf der Death Road.

Die unzähligen Anbieter im Herzen La Paz unterscheiden sich fast nicht. Die selben Fahrräder, die selbe Strecke, die selbe Uhrzeit, das selbe Restaurant mit Schwimmbad und Dusche am Ende. So entscheiden wir uns nach etwas Umhören für Luna Travels. Die einfachgefederten Fahrräder aus dem Vorjahr reichen uns, sodass wir statt fast 100 EUR nur 45 EUR bezahlen. Immer noch ein stolzer Preis für eine Fahrradtour. 

Früh am Morgen geht es los. Wir treffen uns zum Frühstück in Lunas Cafe. Gut gestärkt steigen wir dann in den Minibus gemeinsam mit unserem Guide Omar. Omar ist jeden Tag auf der Todesstraße unterwegs, seit 15 Jahren. Langweilig wird es ihm aber nicht, da angeblich nachts der Regen den Weg verändert und auch die Gruppe jeden Tag wechselt. Omar fährt leidenschaftlich gerne Fahrrad, wie wir ihm schnell ansehen. Er springt über die Steine und filmt uns einhändig fahrend auf der Todesstraße.

Nach knapp einer Stunde Busfahrt erreichen wir die höchste Stelle auf 4.700m. Wir schlüpfen in Knie- und Schienbeinschoner, lange Hosen, Westen und Helme. Ich bin ganz froh, dass die Helme wie Motorradhelme komplett den Kopf umschließen. Andere Anbieter haben nur normale Fahrradhelme mit der Begründung, dass so das Sichtfeld nicht so sehr eingeschränkt ist. Aber bei einem Sturz schlägt man sich so leicht mal ein paar Zähne aus. Außerdem testen wir unsere Räder und lassen Omar noch die Bremsen enger drehen oder die Schaltung optimieren. Nach einer sehr kurzen Einweisung geht es los. Die ersten 22km auf Asphalt. Der Gegenwind ist so stark, dass wir kaum Fahrt aufnehmen. Dafür machen wir mehrere kleine Fotostopps. Auch damit die Gruppe, die mit uns aus 5 Personen besteht, wieder zusammen kommt. Neben Thomas und mir ist Danny aus Cannstatt noch dabei, sowie ein Frührentnerpaar aus den USA, die seit 5 Jahren durch Mittel- und Südamerika segeln. 

Bald kommen wir an einen Checkpoint und müssen eine Gebühr von 25 Bolivanos (ca. 3 EUR) bezahlen, damit wir auf der Todesstraße überhaupt fahren dürfen. Nach einem kurzen Stück mit dem Minibus stehen wir dann am eigentlichen Startpunkt. Entgegen aller Erwartungen haben wir traumhaftes Wetter. So können wir einen ersten Blick erhaschen, wie sich der Weg dicht am Abhang entlang schlängelt. Beeindruckend. Nach einer weiteren kurzen Einweisung sitzen wir schon auf den Rädern und holpern über den Schotter. Immer wieder müssen wir Schlaglöchern und großen Steinen ausweichen.

Auf der Todesstraße herrscht überraschender Weise Linksverkehr. Grund dafür ist, dass so die Fahrer besser den Abgrund sehen können. Da die Straße immer noch befahrbar ist, müssen wir auch auf Gegenverkehr achten. Tatsächlich kommt uns auf der ganzen Strecke aber nur ein Pickup entgegen. Die Leute sind sich wohl bewusst, dass es sicherer ist die Umgehungsstraße zu nutzen. So legen wir Höhenmeter um Höhenmeter zurück und werden ganz schön durchgeschüttelt. Hin und wieder müssen wir unter einem kleinen Wasserfall hindurch oder durch einen Bach fahren. Für Fahrradfahrer ist die Todesstraße nicht sonderlich gefährlich. Natürlich muss man immer den Blick nach vorne halten, um nicht das nächste Schlagloch zu übersehen, aber um tatsächlich über den Abgrund zu fallen, gehört schon einiges dazu. Ganz anders wird es bei Verkehr gewesen sein. Viele Stelllen sind so eng, dass nicht einmal zwei PKWs aneinander vorbei passen. Ganz zu schweigen von zwei großen LKWs oder Bussen. Wir wollen es uns gar nicht vorstellen. 

Uns macht die Fahrt richtig Spaß. Jeder kann sein eigenes Tempo fahren, die Strecke erfordert Konzentration und die Ausblicke sind gigantisch. Irgendwann unterwegs gibt es einen Snackstopp, denn der Weg ist doch ganz schön anstrengend. Die Hände tun weh und wir schwitzen, was wohl auch an den immer tropischeren Temperaturen liegt. Nach ca. 3 Stunden, als wir eigentlich schon von der Todesstraße herunter sind, passiert es: Auf einem völlig ebenen Abschnitt, ohne Kurve oder Schlaglöcher rutscht mein Fahrrad weg und ich liege auf dem Schotter. Thomas, der hinter mir fährt, schafft es gerade noch rechtzeitig von seinem Rad abzuspringen, um mich nicht zu überrollen. Vielleicht hat die Konzentration bei dem einfachen Stück kurz ausgesetzt oder die Kette ist heruntergesprungen, als ich in die Pedale getreten bin, ich weiß es nicht. Dafür habe ich einen offenen Ellenbogen und Oberschenkel. Zum Glück ist der Weg nur wenige Meter später zu Ende. Mit diesen kleinen Blessuren haben wir die Todesstraße überlebt und ca. 3.000 Höhenmeter zurückgelegt. 

Anschließend geht es mit dem Minibus noch in ein nahe gelegenes Restaurant. Wir dürfen duschen, vom Buffet essen und den Pool benutzen. Allerdings zieht bald ein heftiges Gewitter auf. Omar säubert meine Wunden. Ein Glück das er nebenher Rettungssanitäter bei der freiwilligen Feuerwehr ist. Wie das brennt. Mit einem neuen Shirt sitzen wir dann wieder im Bus, der sich über die Umgehungsstraße den Berg hinauf quält. Kurz darauf bin ich eingeschlafen. Ein cooler Ausflug, der sowohl nicht ganz so geübten Fahrradfahrern als auch Mountainbikern viel Spaß macht, solange jeder sein eigenes Tempo fährt. Selbst uns, die in letzter Zeit bereits ähnliche Fahrradtouren  (Cotopaxi, Machu Picchu) unternommen haben, hat es super gut gefallen. 


Start auf 4.700m

Toller Ausblick ins Tal, außer dass da unten die Trümmerteile mehrerer Fahrzeuge liegen

Yeah!

Auf der Death Road


Da sollte man nicht runter fallen


Snack-Break



Mit jedem Höhenmeter den wir zurücklegen, wird es wärmer


Wer hat Spaß? ;)

Geschafft! Wir haben die Death Road überstanden!

Mit kleinen Blessuren ;)

Mein Körper ist zum Glück Schrammen und blaue Flecke gewohnt



Auch hier gibt es wieder ein kleines Video
(Bessere Qualität auf YouTube):


2 Kommentare:

  1. Hallo Ihr Fahrradspezialisten,
    bin mal wieder im Montafon und habe heute am 1.11. um 10:00 Uhr bei 25° auf der Terasse gefrühstückt.
    Die Mountainbikestrecken sind allerdings nicht so spektakulär wie die, die ihr da gefahren seit.
    Faszinierend 3500 Höhenmeter sich von der Erdanziehungskraft anziehen zu lassen. 35 km Schotterpiste mit vielen Varianten und einige Stellen an denen man mehere hundert Meter im freien Fall "abkürzen" könnte. Dies kann aus eigener Erfahrung fürchterliche Albträume produzieren.
    Hab mir einige Filmchen von GOPro angeschaut und euer Abenteuer umfassend optisch ergänzt.
    Einfach Super was ihr euch alles zutraut!
    Liebe Grüße Heinrich G.

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    1. Hallo Heinrich,
      viele liebe Grüße ins Monti. Da macht das Mountainbiking ja auch richtig Spaß. Vor allem bei einem solchen Traumwetter :) Das machen wir dann nächsten Sommer wieder. Genieße es.
      LG lena

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