Reisezauber: Golfina, Verde und Carey - unsere neuen Schildkrötenfreunde

Sonntag, 4. Oktober 2015

Golfina, Verde und Carey - unsere neuen Schildkrötenfreunde

Drei von weltweit acht Schildkrötenarten leben vor der Küste Ecuadors. Golfina, Verde und Carey. Sie können anhand ihrer Farbe, der Kopfform, der Panzerbeschaffenheit und der Anzahl der Abschnitte auf dem Panzer unterschieden werden. Außerdem bewegen sie sich an Land unterschiedlich fort. Während Golfina und Verde sich in assymmetrischen Bewegungen nach vorne schieben, robbt Carey symmetrisch über den Sand.

Am Strand sieht man sie sowieso eigentlich nie. Denn Schildkröten sind nur kurz nach der Geburt auf dem Weg vom Ei ins Meer und bei der Eierablage an Land unterwegs. Jedes Mal im Schutz der Dunkelheit. Ansonsten halten sie sich ausschließlich im Wasser auf. Dort sind sie mit bis zu 35 km/h ganz schön flott unterwegs.

In unseren 4 Wochen Volunteering an der Küste Ecuadors unterstützen wir u.a. die Schildkrötenarbeit und lernen dabei so einiges dazu.

Jeden Morgen um 6 Uhr muss ein Volunteer am Strand entlang laufen und nach Spuren aus der letzten Nacht suchen. Diese sind 60-100 cm breit und somit nur schwer zu übersehen. In der Regel findet man keine Spuren, was das Aufstehen etwas schwer macht. Aber so ca. einmal die Woche sind wir erfolgreich. Dann heißt es Durchmesser der Spur messen, Symmetrie bestimmen und das eventuelle Nest abstecken und dokumentieren. Mit Carolyna, der Schildkrötenexpertin, kommen wir dann so alle 2 Wochen zurück und machen die "Stockprobe". Mit einem dünnen Stecken wird der Bereich des eventuellen Nestes abgestochert. Falls der Stock über 40cm versinkt, handelt es sich um ein Nest. Dann wird schnell im Sand nach den Eiern gebuddelt, um sich zu vergewissern. Bei Erfolg wird die genaue Position bestimmt, damit man es 60 Tage später wieder findet, um es zu öffnen.

Geöffnet wird es, da einzelne kleine Schildkröten, die Nachzügler, stecken bleiben und nicht alleine heraus kommen. Außerdem werden die ungeöffneten Eier untersucht, um zu bestimmen was der Grund war, dass diese sich nicht entwickelt haben.

Leider haben wir nicht die Möglichkeit, das mitzuerleben, da wir zu diesem Zeitpunkt schon in Bolivien sind, aber immerhin haben wir bereits 3 Nester am Strand von Puerto Lopez gefunden.

Ein weiterer Teil der Aufgaben ist es, vor der Küste im Wasser nach Schildkröten zu schnorcheln. Diese dann zu fangen, auf ein Boot zu stemmen, zu putzen, vermessen und markieren. Ihre Fähigkeit unter Wasser 35km/h zu schwimmen, macht diese Arbeit nicht unbedingt einfach. Man muss die Schildkröten überraschen, um überhaupt eine Chance zu haben. Bei unserem ersten Schnorcheltag sehen wir insgesamt nur eine Schildkröte, die aber zu schnell wieder weg ist. Als wir das zweite Mal mit Carolyna und ihrem Team rausfahren, haben wir mehr Glück. Es dauert zwar fast eine Stunde im kalten Wasser, aber dann fangen wir gleichzeitig zwei Schildkröten. Eine kleine Carey und eine etwas größere Verde. Was für ein tolles und unvergessliches Erlebnis.

Alle Arten der Wasserschildkröten zählen zu den bedrohten Tierarten. Von 1.000 Eiern erreicht gerade einmal eine Schildkröte das Erwachsenenalter. Das ist der Grund, dass um sie ein solcher Aufwand betrieben wird. Wir können uns tatsächlich schlimmere Arbeiten vorstellen und haben die Tiere in unser Herz geschlossen.