Montag, 5. Oktober 2015

Das Leben in einer ecuadorianischen Kleinstadt - Willkommen in Puerto Lopez


Puerto Lopez ist laut. Puerto Lopez ist dreckig. Der Müll liegt auf der Straße, in den Flussbetten, am Strand. Puerto Lopez ist staubig. Nur die Hauptstraße ist asphaltiert. Sobald es leicht anfängt zu regnen, verwandeln sich alle anderen Straßen in riesige Schlammwüsten. Der Strand in Puerto Lopez ist eine riesige Baustelle. Dort soll bis Ende des Jahres der Malecon 2000, eine hübsche Ufer-Promenade entstehen. Die Menschen, die in Puerto Lopez leben, sind arm. Viele Häuser sind aus Holz und Bambus gebaut. Die Fenster mit Tüchern abgehängt. Fließendes Wasser ist Luxus. Puerto Lopez ist bevölkert von Straßenhunden. Sie lungern an jeder Straßenecke herum. Auch Jugendschwangerschaften sind ein Problem. Die Aufklärung ist schlecht, Verhütung teuer und für die Pille ist bis 18 die Zustimmung der Eltern notwendig. Und doch haben wir Puerto Lopez so sehr ins Herz geschlossen, dass es uns schwer fällt, die Rucksäcke zu packen und weiter südwärts zu reisen.

Wir mögen den kleinen, überschaubaren Hauptort in dem Jeder mit Jedem irgendwie verwandt zu sein scheint. Alleine die gute Seele unseres Hauses, die zweimal in der Woche zum Saubermachen vorbeikommt, Maria, hat hier 10 Geschwister, die wiederum alle Kinder zu haben. Wir mögen es, auf der Straße mit Handschlag begrüßt zu werden und genau zu wissen, wo wir die besten Erdbeeren kaufen können. Wir mögen die kleinen Tiendas, die wie die Tanta-Emma-Läden alles zu habens scheinen. Wir kommen gerne mit den Leuten direkt ins Gespräch. Mögen ihre nette und freundliche Art. Die Fischer, TukTuk-Fahrer und Bauarbeiter sind neugierig und interessiert. Wir mögen die Bolzplätze, bei denen man zu jeder Tageszeit vorbei schauen kann, ob mitspielen möglich ist. Wir mögen die Markthalle und den morgendlichen Fischmarkt direkt am Strand. 

Und auch wir lernen jeden Tag dazu: Weil die Schulen für die vielen Kinder zu klein sind und Lehrermangel herrscht, hat man entweder nur vormittags oder nachmittags Unterricht. Die Schuluniformen, meist gibt es eine etwas schickere und ein Trainingsanzug werden von der Regierung zur Verfügung gestellt. Meist gibt es nur einen Lehrer für alle Fächer und das gleichzeitig über mehrere Altersstufen hinweg. Die Ausbildung der Lehrer ist schlecht. Der Unterricht besteht oft nur aus Abschreiben. Vor allem Englisch fällt schwer, da die Lehrer selbst es nie richtig gelernt haben. Wir finden es allerdings etwas befremdlich, dass in den Pausen Eis über den Schulzaun hinweg verkauft wird und das Pausenbrot jeden Tag einen Lolli beinhaltet.

Die Haushalte, die kein fließendes Wasser besitzen, kaufen Wasser aus einem Truck, der einmal die Woche durch den Ort fährt und bewahren es in Eimern und Tonnen hinter dem Haus auf. Dagegen ist unsere kalte Dusche tatsächlich schon Luxus. 

Gerne schauen wir bei Straßenfesten vorbei und erleben neue Bräuche, wie das "Fang-den-Hahn-Spiel". Auch tanzen wir bis spätnachts mit Einheimischen Salsa auf der Straße. Wie gut, dass wir in Quito zwei Tanzstunden hatten;)

Wir fühlen uns hier sehr sicher. Laufen nachts ohne Bedenken auch durch ärmere Viertel. Haben zum ersten Mal nicht das Gefühl jeden Einkauf nachverhandeln zu müssen. 

Und tatsächlich haben wir bereits nach drei Wochen das Gefühl, als wir nach einem Wochenendausflug von Montañita zurück fahren, nach Hause zu kommen. Wie schnell man sich doch an einen Ort gewöhnen kann. Vor allem die Arbeit bei Clara Luna hat unsere Tage bereichert. So schultern wir etwas wehmütig unsere Rucksäcke und begeben uns wieder auf die Straße. Die letzten 7 Wochen liegen vor uns. Drei weitere Länder wollen entdeckt werden. Deshalb geht es auf dem schnellstmöglichen Weg, mit einem Overnightbus über die Grenze nach Peru. 

Ecuadorianisches Klassenzimmer

Die Jungs sind überall auf der Welt gleich cool

Die Mädchen anhänglich und liebesbedürftig. So viele Küsse wie an den zwei Tagen in der Schule hab ich in einer so kurzen Zeit noch nie erhalten

Das kommt nah an die deutsche Ingenieurskunst heran. Schnell wird ein Fußballtor im Hof errichtet

und dann losgekickt




Der Pausenlolli



Der Junge traut sich was..


"Fang-den-Hahn"

Natürlich mit verbundenen Augen

Für die Kinder werden dann noch 3 Piñatas hintereinander aufgehängt

Sobald die Süßigkeiten fallen, stürzen sich alle darauf

Viele Häuser sind aus Holz oder Bambus gebaut

Meist bestehen sie nur aus einem Raum
Das allgegenwärtige Müllproblem


Der Blick vom Mirador auf Puerto Lopez

Nächtlicher Umzug auf der Hauptstraße

Der Fischmarkt in Puerto Lopez 

Sehr authentisch, direkt am Strand  

Fangfrisch aus dem Boot 

Frische Zubereitung 

Haie sind geschützt und dürfen nur als Nebenfach und als Ganzes verkauft werden 

Und auch von Puerto Lopez haben wir Bewegtbild:
(Für bessere Qualität direkt auf YouTube anschauen)

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