Sonntag, 25. Oktober 2015

Titicacasee - Peru oder Bolivien?


Der Titicacasee. Es gibt ihn wirklich. Was sich für mich als Kind immer wie ein Witz angehört hat, liegt nun blau glitzernd vor mir. Ich zwinkere lieber noch einmal mit den Augen, denn von der letzten Übernachtfahrt mit dem Bus bin ich noch ganz schön müde. Vielleicht liegt es auch mit an der dünnen Luft hier auf 3.800m, dass alles noch etwas langsamer läuft. Je nach Wasserstand ist er wohl 13-15mal so groß wie der Bodensee. Das ist tatsächlich riesig. Wir können das andere Ende am Horizont nicht mehr sehen. Da 60% in Peru und 40% in Bolivien liegt, ist der Wettstreit groß, von wo aus man am besten den See besucht. Wir haben einfach beides gemacht und beide Seiten haben ihren Reiz.

Alle meine Entchen - Ein Besuch bei den Uros

Von Peru aus besucht man den See am besten aus der Stadt Puno. Wir kommen morgens um 5 Uhr mit dem Übernachtbus aus Cusco an. Noch leicht schlaftrunken buchen wir sofort die Weiterfahrt für den Nachmittag um 14 Uhr über die Grenze nach Bolivien. Nach Copacabana. Davor wollen wir allerdings noch die schwimmenden Inseln der Uros sehen. Eine indigene Bevölkerungsgruppe, die ihr Leben auf Schilfinseln verbringt, die vor der peruanischen Küste umhertreiben. Für je 18 Soles erkunden wir in einem Halbtagesausflug zwei der insgesamt ca. 50 Inseln, auf denen rund 2.000 Uros wohnen. Wobei die meisten Uros mittlerweile nachts oft ans Festland gehen und sich nur tagsüber auf den Inseln aufhalten. Hauptbestandteil ihres Lebens ist Schilf. Daraus werden die Inseln gebaut, die Häuser errichtet, Schiffe konstruiert und das frische Schilf kann sogar gegessen werden.

Nach einer etwa 20 minütigen Bootsfahrt erreichen wir eine der Inseln. Wir wurden im Voraus viel gewarnt: Die Worte Disneyland, Touristenshow und Kaffeefahrt fielen immer wieder. Dennoch wollen wir uns die Inseln und Leute selbst anschauen. Als wir ankommen liegt bereits an fast jeder anderen Insel ein Ausflugsboot. Das Geld, das die Reisenden hereinbringen wird gerecht aufgeteilt. Ohne dieses würden die Inseln auch gar nicht mehr bestehen, da die Uros nur mit dem Zubrot der Touristen ihren Lebensstil aufrecht erhalten können.

Die ersten Schritte auf der Insel fühlen sich seltsam an. Der Boden ist weich und gibt unter den Füßen nach. Dann erklärt uns unser Guide vollen Enthusiasmus wie die Inseln errichtet werden, wie oft der Boden ausgebessert werden muss, da das Schilf von unten her zu faulen anfängt und von was die Uros leben. Ein bisschen was von seiner Begeisterungsfähigkeit hätte unserem Guide zum Machu Picchu nicht geschadet. Anschließend dürfen wir uns noch eine Hütte anschauen, bevor die Uros uns ihre Handarbeitskünste verkaufen wollen. Aber unsere Rucksäcke sind bereits bis oben hin voll. Wir müssen ablehnen. Dann geht es auch schon weiter mit dem Schilfboot auf eine der anderen Inseln. Dafür müssen wir noch einmal extra 10 Sol/Person bezahlen. Unser schlechtes Gewissen ist also sofort wieder beruhigt. Uns reichen die 2-3 Stunden auf den Inseln. Im Voraus hatten wir noch überlegt evtl. über Nacht zu bleiben, sind aber froh es nicht gemacht zu haben. Verabschiedet werden wir mit allerlei Liedern in den verschiedensten Sprachen. Zum Schluss mit "Alle meine Entchen". Die fehlende Freude in den Gesichtern der Uros zeigt uns, dass wir Reisende für sie nur ihre tägliche Arbeit darstellen. Auch wenn wir mit gemischten Gefühlen die Inseln verlassen, sind wir froh den Ausflug gemacht zu haben. Das Leben mit dem Schilf finden wir spannend.


Copacabana und die Sonneninsel

Mit dem Bus fahren wir ins etwa 3 Stunden entfernte Copacabana. Wieder einmal geht es über die Grenze. Diesmal nach Bolivien. Copacabana ist ein kleiner Ort am Titicacaee. Nicht zu verwechseln mit dem großen Bruder in Brasilien. Wir finden ein kleines nettes Hostel, etwas außerhalb des Zentrums hinter der Kathendral: Casa del Sol. Am nächsten Morgen wollen wir auf die Sonneninsel, die bereits von den Inka bewohnt war und auf der noch allerlei Ruinen stehen. Ein Wanderweg führt vom Norden bis in den Süden der Insel. Leider erkunden wir uns nicht genau nach den Abfahrtszeiten der Fähre, sodass die Morgenboote (8.30h) alle bereits weg sind, als wir loswollen. Macht nichts. Dann besteigen wir zunächst den Hausberg von Copacabana. Schon nach wenigen Schritten kommen wir ins Schnaufen. Die Höhe ist sehr anstrengend. Von oben bietet sich uns aber ein traumhafter Blick bei blauem Himmel und Sonnenschein über den See. Das hat sich gelohnt.

Die restliche Zeit verbringen wir in einem Café in der Sonne mit Blick auf den See, bis die Mittagsboote um 13.30h fahren. Die Zeit für die Wanderung reicht nicht mehr, aber wir können den Süden gut erkunden und haben tolle Blicke auf den Titicacasee. Wirklich schön. Etwas schade finden wir es, dass die ganzen Terassen, die die Inkas angelegt haben, nicht mehr bepflanzt werden. Nicht einmal für den eigenen kleinen Garten. Das würde das ganze Bild vervollständigen.

Wir können uns auch nicht erklären warum die Boote im Schritttempo zu den Inseln fahren und wir so gut 2h brauchen. Es gibt auch die Möglichkeit auf der Isla de la Sol zu übernachten, aber wir wollen am nächsten Morgen weiter nach La Paz. Kurz nachdem wir zurück ans Festland kommen bricht ein tosendes Gewitter los und es regnet die gesamte Nacht durch. Da haben wir vielleicht doch alles richtig gemacht. ;)


Peru oder Bolivien
Wir finden, dass beide Seiten ihren Reiz haben. Die Schilfinseln der Uros, auch wenn sehr zur Touristenattraktion verkommen, sind doch sehenswert und Copacabana mit der Isla de la Sol bietet wunderschöne Blicke auf den riesigen blauen See. Wer genug Zeit hat (wobei 2 Tage reichen) sollte sich beide Seiten anschauen und in den kleinen Städtchen etwas entschleunigen bevor es weiter nach La Paz oder Cusco geht.



Peru - Alle meine Entchen - Ein Besuch bei den Uros

Uro-Frau am Sticken

Schilfinseln, Schilfhütten und Schilfboote

Die "Küche" steht auf einem Stein, damit das Schilf nicht brennt. Solarzellen sorgen für Licht und Strom für TV und Radio

Mit dem Schilfboot geht es auf die nächste Insel. Selbst benutzen die Uros aber mittlerweile Holzboote mit Motor

An jeder Insel liegen die Ausflugsboote

Zwei Uromädchen

Auch essen kann man das Schilf - sehr erfrischend



Bolivien - Copacabana und die Sonneninsel

Aufstieg zum Hausberg von Copcabana

Tolle Blicke auf den See

Oben angekommen machen Einheimische heißes Wasser

Inkatreppe auf der Isla de la Sol


Auch das Lama genießt den Blick

Esel tragen die Lasten die steilen Stufen hinauf


Kirche von Copacabana

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