Mittwoch, 7. Oktober 2015

Volunteering bei Clara Luna


Volunteering? Im Urlaub arbeiten? Englischunterricht geben? Schildkrötenspuren im Sand suchen? Mehrmals die Woche 25 übermütige Kinder bespaßen? Wieso? Neue Orte kennenlernen, im warmen Meer baden, noch höhere Berge besteigen, berühmte Sehenswürdigkeiten besuchen - das ist doch Urlaub.

Für uns ist es tatsächlich ein Zusammenspiel aus Beidem. Und so entscheiden wir uns nach etwas Recherche und einer persönlichen Vorstellung bei Paola, einen Monat an der ecuadorianischen Küste für "Clara Luna" zu arbeiten.

Schon beim ersten Anblick des Clara Luna Gebäudes sind wir überzeugt. Bunt, mit einem großen Schild, strahlt es uns entgegen. Paola, die Leiterin, ist eine sehr nette, offene Frau Ende 30, die mit viel Engagement und Leidenschaft ihre Arbeit macht. Clara Luna ist eigentlich nur ihr Hobby, mit dem sie die Menschen in Puerto Lopez unterstützen möchte: Kinderclub, Englischunterricht für Kinder und Erwachsene und Sprachaustausch werden kostenlos angeboten.

Unsere Arbeit ist vielfältig, spannend und macht Spaß. Über unsere Unterstützung mit den Schildkröten haben wir ja schon ausführlich berichtet. Des Weiteren geben wir Englischunterricht. Für Kinder und Erwachsene. Das Level ist meist sehr niedrig. Für die Menschen in Puerto Lopez ist es wichtig, Englisch zu lernen, da viele vom Tourismus leben. Die Kinder haben zwar oft Englisch in der Schule, doch den Lehrern selbst fällt die fremde Sprache, vor allem die Aussprache schwer. Teilweise ist es ein kleiner Kampf zwischen unseren Schülern und ihren Lehrern, weil diese versuchen sie zu verbessern. Eine Herausforderung für uns ist es, den Kindern Spaß am Lernen zu vermitteln. So bauen wir Lieder, Spiele und Geschichten in den Unterricht mit ein.

Zweimal die Woche ist Club de Ninos (=Kinderclub) in Clara Luna. Meist haben wir eine Themenwoche wie Müll, Schildkröten oder die Gartenneugestaltung. Die erste halbe Stunde lesen die Kinder für sich oder miteinander. Wir hören zu und unterstützen. Wir sind überrascht, wie gut die meisten doch lesen können. Anschließend liest ein Volunteer laut eine Geschichte vor. Dann starten wir mit dem Programm, das komplett von den Volunteers gestaltet, ausgearbeitet und vorbereitet wird.

Vor allem die Arbeit mit den Kindern macht uns viel Spaß. Sie sind so herzlich und offen aber manchmal natürlich auch anstrengend. Schnell schließend wir die Meisten ins Herz. Selbst meinen ganz speziellen Freund Steven mag ich. Dennnoch können wir uns nicht vorstellen für immer so zu arbeiten. Uns fehlt etwas die analytische Herausforderung, die wir sonst in unserem Beruf haben. Die Herausforderungen hier sind eher sozial.


Im Schnitt sind wir 4-5 Volunteers, die in der Regel 4 Wochen bleiben. Wir finden es gut, da es unserer Meinung genug zu tun gibt, man muss die Arbeit nur annehmen. Wir haben leider das Gefühl, dass sich viele Volunteers nicht gerne überarbeiten und vor allem keine Eigeninitative besitzen.

Als wir ankommen sieht das Haus unorganisiert und chaotisch aus. In unseren 4 Wochen organisieren, sortieren, entmüllen und strukturieren wir fast alles neu. Dabei kommen einige Schätze wieder ans Tageslicht. Tolle Plakate auf Englisch, viele Arbeitsblätter und interessantes Unterrichtsmaterial. Thomas baut mit meiner Unterstützung zwei neue Regale, wir hängen - laut Paola nach 2 Jahren - endlich die Tafel auf und bringen hunderte von Flaschen zum Recyclinghof.

Am Wochenende haben wir oft Zusatzveranstaltungen wie der nationale Strandaufräumtag oder Unterstützen bei einem Straßenfest, bei dem die Wahrnehmung der Behinderten in der Stadt gesteigert werden soll. Dass zwei Stunden vor Beginn noch nicht mal das Zelt steht, scheint außer den Volunteers niemanden zu stören. Und tatsächlich klappt nachher auch alles relativ gut. Ansonsten fahren wir zweimal zurück nach Montañita zum Feiern, Besuchen die Isla de la Plata oder den Strand Los Frailes.

Zusätzlich nehmen wir weiter Spanischunterricht und haben auch das Gefühl immer besser zu werden. Eine Unterhaltung mit den Leute auf der Straße ist mittlerweile möglich, auch wenn diese vielleicht noch etwas flach ist.

Womit wir uns sonst fast tagtäglich rumärgern dürfen sind kleine Probleme: Kein Wasser, kein Internet, keine Elektrizität, was auch wieder bedeutet kein Wasser, keine Internet und dass der Kühlschrank nicht weiter funktioniert, überlaufende Toiletten, Bettwanzen, Holzwürmer, Schnaken, Kakerlaken und was sonst so noch dazu gehört. Dennoch mögen wir das Haus und nur ganz selten kostet es mich eine große Überwindung unter die immer kalte Dusche zu stehen.

Als wir nach 4 Wochen weiterziehen, schauen wir tatsächlich zweimal zurück und sind uns sicher, dass wir diese Zeit noch sehr lange in Erinnerung haben werden.


Willkommen bei Clara Luna

Inklusionsstraßenfest: Das zwei Stunden vor Beginn noch gar nichts aufgebaut war, nicht einmal das Zelt, schien außer uns Volunteers niemanden zu stören 

Facepainting für die Kinder 

Inklusionsbaum im Hintergrund, auf dem jeder Besucher seinen Fingerabdruck hinterlassen kann

Spiele für Groß und Klein

Die Tombola war ein Riesenerfolg  
Zu Beginn bei jedem Kinderclub lesen die Kids eine halbe Stunde für sich oder miteinander

Dann wird anschließend eine Geschichte gelesen

Projekt in der ersten Woche Club de Nino - Das Müllorchester

In der nächsten Woche alles über Schildkröten - dazu erstmal ein Quiz

Dann geht es ans Basteln

Was für hübsche Schildkröten - natürlich aus recyceltem Material wie Eierkartons



Eine beliebte Frage: Wie transportiere ich am besten 20 Kinder??


Alle rauf auf den guten Wagen 

Kenia

Im Rehabilitationszentrum lernen wir allerlei Interessantes über Schildkröten
Bunte Buchstaben als weiteres kleines Projekt


Ein buntes CLARA LUNA schmückt mittlerweile die Wohnung


Außerdem Englischunterricht als Volunteering


Die Deutschen (Thomas und ich) konnten das Chaos im ganzen Haus nicht ertragen.
VORHER 

NACHHER - so können wir arbeiten


Mit den Kids hab ich zu Beginn gerne ein englisches Lied gehört


Dann ginng es ans Eingemachte

Wie heißen die Früchte?


Fortgeschrittener Einzelunterricht mit Michael


Und Thomas mit Joseph & Fabricio



Paola, die Leiterin von Clara Luna, arbeit hauptberuflich in einer Fundation für Behinderte. Die Behörde für Inklusion wollte von ihnen einen Film über den Tagesablauf eines Patienten haben. Thomas und ich haben dabei natürlich gerne geholfen und den kleinen Ulises mehrere Tage lang begleitet. Mit etwas Stolz können wir behaupten, dass er sehr gut ankam und bei der Premiere in Clara Luna, sogar die ein oder andere Träne verdrückt wurde.

Einige haben ihn vielleicht schon über Facebook gesehen. Für bessere Qualität wieder direkt auf YouTube schauen.



Ein paar Tage später haben wir mit Ulises noch seinen Geburtstag gefeiert :)



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