Montag, 16. November 2015

Kunterbunte Tierwelt im Pantanal


Das Pantanal ist eines der größten Binnenfeuchtgebiete der Welt. Dort gibt es allerlei Tiere zu bestaunen. Es ist etwa so groß wie Portugal und liegt an der Grenze zwischen Brasilien, Bolivien und Argentinien, wobei der Großteil auf brasilianischem Boden liegt. Und für uns liegt es vor allem auf dem Heimweg. So legen wir einen Zwischenstopp in Corumba ein und unternehmen einen Dreitagesausflug in die artenreiche Gegend. 

Der Touranbieter ist schnell gewählt, denn in Corumba gibt es genau zwei Stück: Indi Tours und Indiana Tours. Da Daniel von Indiana Tours deutlich spannender, enthusiastische und interessierter den Ablauf der Tage erklärt und dazu die Tour auch deutlich günstiger ist, fällt uns die Wahl leicht. 


Tag 1:
Erst nach dem Mittag starten wir. Und zwar geht es mit dem öffentlichen Bus hinein ins Pantanal bis nach Buraco das Piranhas. 1,5 Stunden später werden wir dort bereits empfangen. Wir sind die einzigen Gäste und starten direkt mit dem ersten Programmpunkt: Jeepsafari. Die zwei Stunden bis zur Unterkunft in Arara Azul verbringen wir auf einem quergelegten Holzbrett auf der Ladefläche eines Pickups und starren angetrengt nach links und rechts. Während der Jeep über die steinige Straße holpert sehen wir tatsächlich so einiges: Wasserschweine winken uns nach, ein Tucan zwinkert uns zu, eine Horde blauer Ara-Papageien zeigt uns stolz ihr Federnkleid, Kaimane lächeln mit einem breiten Grinsen zu uns herauf und allerlei Vögel singen ein Willkommensständchen. Wunderbar.

Die Unterkunft ist einfach, doch sauber und liegt schön, direkt neben zwei Seen. Thomas und ich sind die einzigen Gäste, zur Hochsaison kommen hier allerdings bis zu 100 Leute unter. Etwas verloren fühlen wir uns teilweise schon. Dennoch streunen wir interessiert übers Gelände und schauen von der Veranda aus dem Sonnenuntergang zu. 

Nach einem leckeren Abendessenbuffet brechen wir in der ersten Nacht noch zu einem Nachtspaziergang auf. Mir ist etwas mulmig zu Mute, da ich eine panische Angst vor Spinnen habe. Zunächst sehen wir aber vor allem hunderte von Glühwürmchen durch die Luft fliegen und einen wunderschönen Sternenhimmel über uns leuchten. Immer wieder können wir dank einer Sternschnuppe einen Wunsch loswerden :) Die Frösche und Kröten geben uns dazu ein ohrenbetäubendes Konzert. Unser Guide Tony, der sonst nur barfuß unterwegs ist, trägt bei dieser Aktivität ausnahmsweise sogar Schuhe. So stampfen wir hintereinander her durch Wiesen und Wälder. Spannend ist, wie uns dutzende Augen von Kaimanen aus dem See heraus anleuchten, sobald Tony mit der Taschenlampe darüber gleitet. Im Wald entdecken wir ein Ara Papageiennest hoch oben im Baum und in mehreren Baumstämmen krabbeln Spinnen. Ich zwinge mich wegzusehen, aber leider huscht mein Blick doch einmal hinüber und ich sehe eine riesige Tarantel in den Schatten flüchten. Während Thomas und Tony den Baumstamm genauer betrachten bleiben ich lieber 2m daneben stehen und trete von einem Bein aufs andere, damit ja kein Tier hinaufkrabbelt. 

An den Waldlichtungen stolpern wir immer wieder über Knochen. Angeblich von Kühen, die z.B. von einer Schlange gebissen werden und dann sterben. Irgendwie unheimlich. Ich bin wirklich froh, als wir nach einer guten Stunde, immer noch vom Froschchor begleitet, wieder in unserer Unterkunft ankommen. 

Eine Wasserschweinfamilie am Wegrand 

Wunderschöner Tukan 

Wasserschweine beim Baden 

Unsere Unterkunft 

Steg in der See



Knochen beim Nachtspaziergang

Und ekelhafte Taranteln



Tag 2:
Am zweiten Tag gibt es bereits um 6h Frühstück. Eine gute Zeit, da gerade die Sonne über dem See aufgeht.

Anschließend starten wir zu einem Spaziergang durch den Dschungel. Dieses Mal ist Tony wieder barfuß unterwegs. Die Luft ist noch angenehm kühl. Wir sehen Geier, Tucane, riesige Störche, Rehe, Wildschweine, eine Horde Brüllaffen und Waschbären. Außerdem treffen wir auf zwei streitende Ara Papageienpärchen. Die roten Papageien haben einen tollen Nestplatz in einem Baum ergattert, während die blauen Aras keifend davor sitzen. Nach einer ewigen Diskussion fliegt das blaue Pärchen dann auf einen Ast einen Baum weiter und macht weiterhin lautstark seinem Unmut Luft. Spannend.

Nach mehreren Stunden sind Thomas und ich komplett orientierungslos und froh einen Guide dabei zu haben. Wege gibt es nämlich keine. Wir schlagen uns durch das Gestrüpp. Gute 3 Stunden später ist es schon ziemlich heiß. Die Sonne steht fast senkrecht am Himmel und wir freuen uns auf eine kühle Dusche und ein paar Stunden Ruhe über den Mittag.

Nachmittags steht dann die nächste Aktion auf dem Programm: Piranha-Fischen. Dazu laufen wir zu einem nahegelegenen See. Einem Riesenotter passt unsere Anwesenheit nicht so ganz und er schwimmt uns laut schimpfend entgegen. Irgendwann dreht er aber zum Glück ab. Dann geht es los. Für mich ist es das erste Mal Fischen überhaupt. Richtig viel Glück haben wir nicht. Zu viert fangen wir gerade einmal 6 Fische, die wir mitnehmen. Aber sowohl Thomas als auch ich, haben beide einen Piranha an der Leine. Yeah. Unser Guide demonstiert uns mit einem kleinen Stöckchen wie scharf die Zähne sind. Da will man keinen Finger reinbekommen. Während des Fischens bekommen wir auch noch unangenehme Gesellschaft: Drei Kaimane wollen wohl genau sehen was wir da machen und schwimmen immer wieder ganz in unsere Nähe. Und nicht nur das: wir beide haben irgendwann einen Kaimanen an der Angel. Irgendwie gruselig. Zum Glück sind die Reptilien aber einigermaßen schreckhaft und bleiben immer ein paar Meter auf Abstand.

Die gefangenen Fische gibt es dann zum Abendessen und ich kann euch berichten, dass Piranha wirklich gut schmeckt. Auch wenn er sehr grätenlastig ist und wenig Fleisch hat. :)


Toller Sonnenaufgang 



Brüllaffen-Mama mit Baby

Blaue Ara-Papageien 

Und rote Ara-Papageien

Eine Horde einer Art Waschbären

Sooo süß :)


Barfußlaufende Guides

Riesenotter

Lenas erster Fisch und gleich ein Piranha

Unsere Ausbeute

Ganz schön scharfe Zähne

Und der Kaimane auch



Tag 3:
Der dritte Tag beginnt etwas ärgerlich. Uns wird kurzerhand gesagt, dass das Highlight des Ausflugs, die Bootstour, nicht stattfinden kann, weil der Fluss zu wenig Wasser hat. Stattdessen machen wir noch einmal einen Jeepsafari, da könnten wir auch coole Tiere sehen. Wir versuchen noch etwas zu diskutieren, fragen nach anderen Booten in anderen Flüssen etc. aber angeblich ist nichts zu machen. So sitzen wir wieder auf dem Jeep und knattern die Hauptstraße entlang. Viele Tiere, außer die bereits gesehenen, kommen uns nicht vor die Linse. Kein Wunder bei dem Lärm. Wir sind sehr enttäuscht und sagen das auch noch einmal. Wir verstehen nicht, warum sie das Boot nicht früher in einen der wasserreichen Flüsse verlegen konnten? Dazu hatten sie ja nun drei Tage Zeit und angeblich wollten sie es an dem Tag danach machen. Und wir haben ja auch viel Geld für alles bezahlt und zwar inkl. Bootstour.

Plötzlich diskutieren unser Guide und der Fahrer noch einmal miteinander und beschließen uns dann den Fluss zu zeigen. Eine gute Stunde später, mittlerweile ist es 10h, kommen wir endlich an. Tatsächlich ist das Wasser nur kniehoch. Doch nun wollen sie, dass wir den Bootstrip doch noch machen. Vielleicht hat die Aussage mit dem Geld gewirkt? So sitzen wir in der brütenden Mittagshitze im Boot und tuckern einen verlassenen Fluss hinauf. Viele Tiere sind zu dieser Uhrzeit auch nicht mehr da. Naja.

Nach dem Mittagessen, was seit 3 Tagen genau dasselbe (abgesehen vom Fleisch) ist, fahren wir mit dem Jeep wieder zurück zum Busstop. Wir sind müde und erschöpft und sitzen nun sogar im Wageninnern, weil unsere Hintern das harte Holzbrett nicht mehr aushalten. Etwas neidisch betrachten wir die "Safari-LKWs" von anderen Anbietern, die zumindest Hartschalensitze auf der Ladefläche haben.


Fazit:
Trotz des etwas unglücklichen letzten Tags, war der Ausflug schön und wir haben tolle Tiere in ihrer natürlichen Umgebung bewundern dürfen. Wenn man in der Nähe ist, ist das Pantanal auf jeden Fall einen Besuch wert. Extra von der Küste herfliegen würden wir allerdings nicht. Mehr Tourenanbier starten definitiv ab dem Ort Campo Grande. Da ist die Auswahl etwas größer. Ansonsten ist die Tour mit Indiana Tours vollkommen in Ordnung, wenn man wenig Komfort gewohnt ist. Vielleicht ist deshalb auch der Preis mit 480 Real (ca. 120EUR) für 3 Tage etwas günstiger?


Baby-Wasserschwein weiß nicht ob links oder rechts

Bootsafari in der prallen Sonne 

Ein Reiher

1 Kommentar:

  1. Das sind ja nochmal ganz tolle Bilder aus dem Pantanal. Schade, dass eure Reise schon zu Ende geht/ist. Es war immer ganz toll und unterhaltsam, eure Reiseberichte zu lesen und die schönen Bilder und Videos anzuschauen.

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