Montag, 14. Dezember 2015

Die zweite Hälfte ist vorbei


Ich sitze daheim in Aldingen bei Stuttgart und kann noch gar nicht so richtig realisieren, dass unser großes Abenteuer vorbei ist. Wenn ich durch all unsere Bilder flippe, umspielt sofort ein Lächeln meine Lippen. Ein Blick hinunter auf meine beiden Handgelenke und zehn verschiedene, kunterbunte Armbänder, aus zehn verschiedenen Reiseländern lachen mir entgegen und erzählen die Geschichte aus 33 wunderbaren Wochen. 

Was wir in der ersten Hälfte dieser Zeit erleben durften, könnt ihr hier nachlesen. Doch auch die zweiten gut 16 Wochen müssen sich nicht verstecken, denn.. 

..  wir haben 3 weitere Länder ausführlich bereist und haben mit gut 12.000 km (davon ca. 4.000 mit dem Flugzeug, 200 mit dem Boot und 650 mit dem Zug) sogar etwas mehr Strecke zurückgelegt, als in der ersten Halbzeit. 

Wir standen mit einem Bein auf der linken und dem anderen Bein auf der rechten Erdhalbkugel. Wir sind einen Teil des Inka-Trails gewandert und haben auf Machu Picchu den Sonnenaufgang beobachtet. Wir sind in luftiger Höhe, auf über 2.600m über dem Abgrund geschaukelt und haben gelernt, dass Panamahüte eigentlich aus Ecuador stammen. Wir haben Wale beobachtet und sind mit Seelöwen um die Wette geschwommen. Die Einzigartigkeit Galapagos hat uns den Atem geraubt, ebenso wie das Wandern auf über 5.000m Höhe. Die Höhenkrankheit hat uns nicht verschont. Und auch Moskitos mochten uns, sodass wir sogar über 300 Stiche auf einmal zählen mussten. Eine ecuadorianische Familie hat uns freundlich empfangen und beim Sandskiing haben wir uns auf die nächste Wintersaison eingestimmt. Wir haben Schildkrötennester am Strand gesucht, Englischunterricht gegeben und einen Film gedreht, der andere zu Tränen rührte. Wir haben Meerschweinchen, Alpaka und Piranjas gegessen, sowie Cocablätter tütenweise gekaut. In der Salzwüste in Uyuni sind wir durch Geysiere gesprungen und standen an einem blutroten See, in dem hunderte Flamingos wohnten. Außerdem haben wir Fußball mit Locals gespielt und neue Freunde auf der ganzen Welt gefunden.

Dennnoch fiel uns letzten Endes der Abschied von Südamerika nicht schwer. 33 Wochen sind eine sehr lange Zeit und wir haben uns auf so vieles von Zuhause gefreut: auf das Skifahren, warmes Wasser nach wenigen Sekunden und beheizte Zimmer. Auf bequeme Matratzen und weiche Kissen. Darauf aus einem Schrank mit unzerknitterten Klamotten zu leben. Auf saubere Küchen mit mehr als einer Pfanne. Auf Tempo-Taschentücher, die nicht schon beim Anschauen auseinander fallen. Auf Brot und Brezeln, sowie gute Wurst und Käse. Darauf, endlich mal wieder einen Spiegel zu haben, bei dem man nicht in die Knie gehen muss oder einfach überhaupt einen Spiegel zu besitzen. Auf angenehme Autostrecken (max. 3h Fahrt) und Autoscheiben ohne Steinschlag. Darauf, nicht dasselbe Gespräche jede Woche aufs Neue führen zu müssen und diesselben Socken 3x hintereinander anzuziehen. Darauf nicht mehr täglich das Gefühl zu haben, dass einem gerade ins Gesicht gelogen wird, um daraus Profit zu schlagen. Und dass der Erfolg des Stuhlgangs nicht mehr Gesprächsthema Nr. 1 ist. Und natürlich auf Weihnachten mit der Familie und ein guter Wein mit lieben Freunden. 


Und tatsächlich war das Heimkommen wunderbar. Danke an Euch alle für den herzlichen Empfang und Euer Interesse an unserer Reise. Aber ein noch viel größeres Dankeschön, an das Anknüpfen, als ob wir nie weggewesen wären. Nur manchmal, wenn ich bei Aldi an der Kasse stehe und verzweifelt einfach alles in den Wagen schubse, wenn ich auf der Toilette sitze und mich vergeblich nach dem Klopapiermülleimer umschaue, wenn die Leute auf dem Weihnachtsmarkt brav in einer Schlange stehe und ich mich zunächst vorbeidrücken möchte, dann stehlt sich sofort ein breites Lächeln auf meine Lippen und schieben sich Bilder in meinem Kopf von 33 großartigen und einigartigen Wochen und mir wird wieder klar was für ein umverschämtes Glück wir doch haben! 














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